
Kurzinterviews mit Referent*innen des Universitätslehrgangs "Europäische Studien"
Lesen Sie hier die Interviews und erfahren Sie mehr über unsere Lehrende:
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3 Fragen an Mag. Dr. Bettina Haidinger (Lehrveranstaltungen "Theoretische Grundlagen europäischer Wirtschaftspolitik" und "Wirtschaftspolitische Antworten auf die Wirtschafts- und Finanzkrise in der Europäischen Union")
1. Was ist Ihr disziplinärer Hintergrund?
Studium der Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaft und Ethnologie in Wien und Lissabon. Postgradualer Lehrgang Soziologie am Institut für Höhere Studien. 2011 Promotion an der Wirtschaftsuniversität Wien im Fachbereich Sozialpolitik.
2. Was unterrichten Sie im Universitätslehrgang "Europäische Studien"?
Europäische Wirtschaftspolitik. Die Teilnehmer*innen sollen ein grundsätzliches Verständnis volkswirtschaftlicher Zusammenhänge im europäischen Kontext, Einschätzung wirtschaftspolitischer Entscheidungen, auch aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive, Prinzipien und Auswirkungen der EU Economic Governance (Stabilitäts- und Wachstumspakt, makroökonomisches Ungleichgewichtsverfahren) und Prinzipien des EU-Binnenmarktes, Wettbewerbsplitik, Politik der Liberalisierung und Binnenmarktintegration erwerben.
3. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig/spannend in der aktuellen Auseinandersetzung mit Europa?
Aus einer ökonomischen Perspektive: die Auseinandersetzung mit den Chancen wirtschaftspolitscher Intervention sowie die Zukunft des europäischen Arbeitsmarktes und Lohnkoordinierung. Aus einer politischen Perspektive: nachhaltiger und solidarischer Umgang mit Mensch, Umwelt, Technologie und Kompetenzen.

3 Fragen an MMag. Dr. Ralph Janik, LL.M. (Lehrveranstaltung "Legal Aspects of the Globalization of World Trade - European and Universal Institutions")
1. Was ist Ihr disziplinärer Hintergrund?
Ich habe an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und in Alcala de Henares (Madrid) Rechtswissenschaften studiert und danach meinen LL.M. in International and European Law an der Universität Amsterdam gemacht.
2. Was lernen die Teilnehmer*innen in Ihrer Lehrveranstaltung?
Die Grundsätze der internationalen Wirtschaftsordnung: der Internationale Währungsfonds, die Weltbank, die EU, das Investitionsschutzrecht und die World Trade Organization.
3. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig/spannend in der aktuellen Auseinandersetzung mit Europa?
Europa muss es schaffen, seine wirtschaftliche Macht auch politisch zu verwerten. Die geänderte US-Außenpolitik unter Donald Trump, der Aufstieg Chinas und die Beharrlichkeit Russlands machen es wichtiger denn je, in diesem Konzert der Großmächte einen Platz zu finden. Dazu wird man aber auch interne Probleme – allen voran im Umgang mit Flüchtlingen und Migrant*innen, aber auch die Überalterung – lösen müssen.

3 Fragen an Mag. Dr. Lioba Kasper (Lehrveranstaltung "Menschenrechte in Europa")
1. Was ist Ihr disziplinärer Hintergrund?
Nach meinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien habe ich zunächst als Rechtsberaterin und Leiterin des Fachbereichs Rechtsberatung des Vereins Projekt Integrationshaus Wien Personen in asyl- und fremdenrechtlichen Verfahren beraten und vertreten. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit lag auf der Vertretung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Seit 2015 arbeite ich in einer auf öffentliches Recht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei (vorwiegend Asyl- und Fremdenrecht, Datenschutz, etc.). Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes an der Universidad de Zaragazo (Spanien) beschäftigte ich mich mit der Umsetzung von Menschenrechten im Kontext der Vergangenheitsbewältigung nach dem Ende der Franco-Diktatur. Mein Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften schloss ich 2017 mit der Dissertation zum Thema "Schubhaft nach dem FPG im Lichte verfassungs- und unionsrechtlicher Vorgaben" an der Universität Wien ab.
2. Was unterrichten Sie im Universitätslehrgang "Europäische Studien"?
Seit 2016 unterrichte ich im Universitätslehrgang "Menschenrechte in Europa". Neben der Auseinandersetzung mit Menschenrechtsregimen und deren institutionellen Verankerung liegt ein Fokus auf der praktischen Bedeutung der Menschenrechte. Dabei arbeiten wir insbesondere mit Gesetzestexten. In Diskussionen sollen sich die Teilnehmer*innen gemeinsam erarbeiten, was von dem Begriff umfasst ist und inwiefern bzw. ob Menschenrechte heute ausreichend umgesetzt werden/sind. Um auch ein besseres Verständnis von Menschenrechten in der Praxis und deren Bedeutung in Verfahren zu entwickeln, ist die Teilnahme an einer Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht im Bereich Asyl vorgesehen.
3. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig/spannend in der aktuellen Auseinandersetzung mit (Menschenrechten in) Europa?
Es vergeht kein Tag, an dem die Medien nicht von Verletzungen grundlegender Menschenrechte berichten. Sei es die menschenunwürdige Behandlung von Geflohenen an den Grenzen der Europäischen Union (u.a. Griechenland, Bosnien, Kroatien), der Freiheitsentzug von Drittstaatsangehörigen (etwa in Österreich), die Verletzung von Kinderrechten (auch im Zusammenhang mit sozialen Ungleichheiten), die Diskriminierung und Verfolgung aufgrund von Sexualität und/oder Geschlechtsidentität, die Ungleichbehandlung von Frau und Mann, die Missachtung des Umweltschutzes, Eingriffe in das Versammlungsrecht, in die Meinungsfreiheit und in unser Privatleben… Der Diskurs um Menschenrechte kann dabei einen Rahmen bieten, um diesen Entwicklungen zu begegnen, Verletzungen zu benennen und ihnen im besten Fall auch etwas entgegenzuhalten.

3 Fragen an Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Mueller (Lehrveranstaltungen "Geschichte der internationalen Beziehungen nach 1945 Teil 1 und Teil 2" und "Europäische Integrationspolitik seit 1945")
1. Was ist Ihr disziplinärer Hintergrund?
Ich habe in Wien Geschichte, Musik und Architektur studiert und mich während des Studiums auf Zeitgeschichte, Internationale Geschichte und Geschichte Russlands sowie der Sowjetunion spezialisiert. Nach dem Studium habe ich Forschungsaufenthalte u.a. an der Russländischen Akademie der Wissenschaften in Moskau und an der Stanford University absolviert. Derzeit unterrichte ich am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Meine Forschungsgebiete sind die Außenpolitik Russlands und der Sowjetunion im 19.-21. Jahrhundert, internationale Beziehungen, v.a. der Kalte Krieg, die Geschichte des politischen Denkens und Wahrnehmungsgeschichte.
2. Was unterrichten Sie im Universitätslehrgang "Europäische Studien"?
Im Universitätslehrgang unterrichte ich die Geschichte der internationalen Beziehungen nach 1945 und die Geschichte der europäischen Integrationspolitik nach 1945.
Die "Internationalen Beziehungen" behandeln nach einer Einführung in theoretische Herangehensweisen zuerst die beiden großen Themenstränge der Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und 1989/91: den Kalten Krieg und die Entkolonisierung. Die internationalen Beziehungen nach 1991 werden anhand der wichtigsten Ereignisse, Analyseansätze und aktuellen Themenfelder diskutiert, die von Sicherheitspolitik über Migration, Entwicklung, Umweltschutz, bis zum internationalen Terrorismus reichen. Insbesondere bei der Setzung thematischer Schwerpunkte im Sommersemester haben alle TeilnehmerInnen ein gewichtiges Wort mitzureden.
Die "Integrationspolitik" behandelt ebenfalls theoretische Konzepte, politikwissenschaftliche und historiographische Zugänge, sowie vor allem die Entwicklung westeuropäischer Integration von Winston Churchills Zürcher Europa-Rede 1946 bis zur Gegenwart. Im Zentrum stehen die Vorläufer der EU wie EGKS und EWG, aber auch OEEC, NATO und Europarat. Besondere Aufmerksamkeit ist Fragen von Krise und Reform, Vertiefung und Erweiterung und insbesondere der Aufnahme neuer Mitgliedstaaten in NATO und EU nach 1991 gewidmet.
Es ist mir wichtig, in einer Zeit der beliebigen Verfügbarkeit von Sinn und Unsinn ein solides Verständnis historischer und aktueller internationaler Faktoren, Prozesse und Entscheidungsmechanismen anzubieten. Ich hoffe, dass die TeilnehmerInnen sowohl eine Auffrischung und Vertiefung von grundlegendem Orientierungswissen, als auch interessante Details sowie neues Interesse für die Themen mitnehmen. Ferner bietet der Seminarteil der Lehrveranstaltungen Gelegenheit zur Entwicklung der Kompetenzen zur selbständigen Forschung, Lektüre, Präsentation und Diskussion.
3. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig/spannend in der aktuellen Auseinandersetzung mit Europa?
Geschichte ist niemals abgeschlossen und der Zustand, in dem wir leben, ist vergänglich. Gerade die Beschäftigung mit der internationalen Lage zeigt die Ergebnisoffenheit historischer Prozesse und die Risiken, denen unsere Lebenswelt ausgesetzt ist. Die Entscheidungen oder aber Nicht-Entscheidungen von heute bestimmen die Zukunft. Wir sollten daher gut überlegen, in welchem Europa wir und unsere Kinder in 20, 30, 40 Jahren leben wollen. Dabei gilt es auf Sorgen der Menschen, aber auch andere Positionen von Mitgliedstaaten mit Respekt einzugehen. Eine neuerliche, auch nur virtuelle Teilung Europas in Ost und West, wie sie dem Kontinent nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Stalinismus aufgezwungen worden war, wäre ebenso verheerend wie ein Zerfall in konkurrierende und bedeutungslose Einzelstaaten oder selbstvergessene Fokussierung auf Luxusthemen. Wenn Europa politisch überleben will, muss es auch Überlebenswillen entwickeln.

3 Fragen an Dr. Marie-José Victorien (Wahlfach-Sprachenmodul Französisch)
1. Was ist Ihr disziplinärer Hintergrund?
Ich habe ein Jahr Sprachwissenschaft in Frankreich studiert und bin dann nach Wien gekommen, wo ich am Institut für Romanistik mein Doktorat gemacht habe. Nach dem Doktorat habe ich 13 Jahre lang im Language Center der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) gearbeitet, wo ich die internationalen Beamten für die Proficiency in Französisch für New York vorbereitet habe. Beim Universitätslehrgang "Europäische Studien" bin ich seit 2000 Lehrende für Französisch. Derzeit arbeite ich außerdem am Institut für Romanistik und an der Diplomatischen Akademie in Wien.
2. Was unterrichten Sie im Universitätslehrgang "Europäische Studien"?
Ich unterrichte die Französischkurse für spezielle Fachgebiete (Internationale Beziehungen). Diese bieten den Studierenden die Möglichkeit, ihre Sprachkompetenz weiterzuentwickeln, indem sie das Hör- und Leseverständnis und den mündlichen sowie schriftlichen Ausdruck über die Erfüllung beruflicher Aufgaben aus dem Bereich der Europäischen Union und der internationalen Beziehungen vertiefen.
3. Welche Kompetenzen können die Teilnehmer*innen in Ihrer Lehrveranstaltung erwerben?
Die Arbeit, ausgehend von authentischen Texten (Presseschauen, Abkommen, Verträgen …) und Hörbeispielen (offiziellen Reden, Interviews, Pressekonferenzen, Reportagen …), erlaubt es den Studierenden nicht nur, die großen nationalen, europäischen und internationalen Fragen zu behandeln, sondern auch ihren Wortschatz und ihre grammatikalischen sowie stilistischen Kompetenzen zu erweitern und die Verwendung der französischen Sprache sowohl mündlich als auch schriftlich in einem beruflichen Kontext zu üben.
Diese Französischkurse auf dem Niveau B1 und B2 stellen eine sehr gute Vorbereitung für all jene dar, die das Diplôme de Français professionnel - Relations internationales (DFP-RI) anstreben.
