Tag 3, Teil 2 - 07. Mai 2025

Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Tirol

Erstellt von Philipp Altenburger, Lennart Faasch & Martin Tidl

Am dritten Tag der Fachexkursion des 9. Universitätslehrgangs „Risikoprävention und Katastrophenmanagement“ (OeRISK) bot der Landesverband Tirol des Österreichischen Roten Kreuzes einen hochkarätig besetzten Fachnachmittag mit drei interessanten Vorträgen und gab einen Einblick in unterschiedliche Aspekte des Krisen- und Katastrophenmanagements – von internationalen Hilfseinsätzen über kommunale Risikoanalysen bis hin zum taktischen Großeinsatzmanagement.

Nach einer Einführung in die Struktur des internationalen Roten Kreuzes wurde durch Christoph Schullern-Schrattenhofen, Leiter der Notfallrettung des ÖRK Innsbruck das EMT1 (Emergency Medical Team Typ 1) näher beschrieben. Vom Schadensereignis über das Hilfeansuchen der nationalen Rotkreuz- / Rothalbmond Gesellschaft an die IFRC (International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies) bis hin zur Modulauswahl und der FACT-Entsendung (Field Assessment and Coordination Team).
Gemäß Rückmeldung des FACT wird u.a. das EMT1 entsendet. Das Feldspital arbeitet mit 34 medizinischen und technischen Kräften und ist auf eine Triagierung von 20 Personen pro Stunde und auf die Versorgung von 100 Patienten am Tag ausgelegt. Das Patientenspektrum ähnelt niedergelassenen Ärzten - kritische Patienten werden für den Weitertransport ins Spital stabilisiert.
Die Aktivierungszeit beträgt 48 Stunden, die Einsatzdauer i.d.R. drei bis vier Monate mit Personalwechseln. Die Basisversorgung soll nach einer, vollständige Versorgung sechs Stunden nach Ankunft möglich sein.
Der bodengebundene Einsatzradius der Einheit beträgt etwa 1.000 km (36 Länder). An Luftfahrtauglichkeit wird gearbeitet.

Den zweiten Vortrag der Reihe hielt Stephan Gstraunthaler, Mitarbeiter des Amtes für Allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen der Stadt Innsbruck. Er stellte die aktuelle Risikoanalyse der Tiroler Landeshauptstadt vor und erläuterte deren Bedeutung für das staatliche Krisen- und Katastrophenmanagement (SKKM).
In Zusammenarbeit mit der alpS GmbH wurden im Zeitraum von 2023 bis 2024 insgesamt 80 potenzielle Risikoszenarien identifiziert und in die Kategorien Natur, Technik und Gesellschaft eingeteilt. Gstraunthaler erklärte anschaulich, wie diese Szenarien hinsichtlich Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet wurden und wie die gewonnenen Erkenntnisse als Grundlage für präventive Maßnahmen und Einsatzplanungen dienen. Besonders betont wurde dabei der partizipative Ansatz der Analyse. Fachleute aus städtischen Betrieben, Einsatzorganisationen und Expert*innen arbeiteten eng zusammen, um eine fundierte und praxisrelevante Bewertung zu gewährleisten.
Der Vortrag bot den Teilnehmenden des Lehrgangs einen wertvollen Einblick in die kommunale Risikoanalyse als zentrales Instrument der Katastrophenvorsorge und unterstrich die Relevanz interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Risikoprävention.
 

Im letzten Vortrag des Tages informierte Bernd Döring, Bezirksrettungskommandant über die ÖRK Bezirksstelle Innsbruck Stadt sowie deren Leistungsbereiche. Der Fokus lag auf dem Bereich Katastrophenhilfe, Einsatzschwerpunkte sind dabei der Verkehr (Züge, Busse, Flughafen) sowie Hochwasser-Ereignisse (Inn, Sill und Wildbäche). 
Die Abteilung Einsatz des Bezirks wird vom ehrenamtlichen Bezirksrettungskommandaten sowie seinen zwei Stellvertretern geführt. Der dazugehörige Einsatzstab organisiert die Sondereinsatzgruppen (SEG) Sanität, Sanität Unterstützungsgruppe, Notärzte, Technik, Versorgung, IT, Betreuung und Suchhunde. Verschiedene Stabseinheiten kümmern sich um Ambulanzmaterial, realistische Unfalldarstellung, Übungsmaterial, die mobile Leitstelle sowie Dokumentation.
Zum Abschluss wurde im Außenbereich das Großunfallfahrzeug (GUF) vorgeführt, das die Beladung und Besatzung für den Aufbau einer Unfallhilfsstelle mitführt.

Ein besonderer Dank gilt den drei Vortragenden – Christoph Schullern-Schrattenhofen, Stephan Gstraunthaler und Bernd Döring – für ihre Zeit, ihr Engagement und die praxisnahen Einblicke in ihre Arbeitsbereiche.