Kaiserschild Lectures: Expert*innengespräch
"Biodiversität in der Stadt: Artenvielfalt als Lebensgrundlage?"
Montag, 27. März 2023, 18.30 bis 20.00 Uhr, Naturhistorisches Museum Wien
Debatten um die Stadtstraße oder den Lobautunnel zeigen einmal mehr: Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt stehen in einem bitteren Widerstreit mit der Herausforderung, eine funktionierende Infrastruktur für den urbanen Raum zur Verfügung zu stellen. Maßnahmen zum langfristigen Erhalt der Biodiversität konkurrieren in Städten nicht nur um Fläche, sondern auch um die Zuerkennung von Priorität. Die Kaiserschild Lectures 2023 wenden sich dem Thema "Biodiversität in der Stadt" zu und fragen: Wie können die Anforderungen an eine wachsende Stadt mit dem Schutz der Biodiversität in Einklang gebracht werden?
Am 27. März 2023 diskutierten Ursula Bittner (Greenpeace Österreich), Franz Essl (Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien) und Thomas Madreiter (Planungsdirektor der Stadt Wien) unter der Moderation von Judith Belfkih (Wiener Zeitung) im bis auf den letzten Platz belegten Vortragssaal im Naturhistorischen Museum Wien mit dem Publikum.
"Die Natur hat einen Wert jenseits des Ökonomischen" (Ursula Bittner, Kaiserschild Lectures 2023)
Wien steht unter Wachstumsdruck. Prognosen sagen voraus, dass Wien in den nächsten fünf Jahren die 2-Millionen-Einwohner*innen-Marke überschreiten wird. Diese dynamische Bevölkerungsentwicklung ist mit großen Anforderungen an die benötigte Infrastruktur verbunden. Leistbarer Wohnraum, flächendeckende Mobilität und Klimaresilienz zählen zu den zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung und lassen eine hohe Aktivität in der baulichen Entwicklung Wiens erwarten.
Zugleich gerät die globale Biodiversität zunehmend unter Druck. Unsere Städte sind die zentralen Experimentier- und Erfahrungsräume für das Zusammenleben von Mensch und Natur. Die urbane Artenvielfalt leistet einen signifikanten Beitrag zur Lebensqualität in Städten. Doch der globale Biodiversitätsverlust ist alarmierend. Der Verlust von Lebensräumen durch menschliche Aktivitäten zählen zu den wichtigsten Gründen für das Artensterben. Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt stehen in einem bitteren Widerstreit mit der Herausforderung, eine funktionierende Infrastruktur für eine Millionenstadt zur Verfügung zu stellen. Stehen der Schutz der Artenvielfalt und der Wachstumsdruck Wiens in einem unauflöslichen Widerspruch zueinander? Müssen wir uns zwischen urbaner Biodiversität und leistbarem Wohnraum entscheiden?
Die hybride Diskussionsveranstaltung initiierte eine breite Diskussion um die Frage der Vereinbarkeit von Artenschutz und Stadtentwicklung. Interdisziplinär forschende Wissenschafter*innen und Vertreter*innen aus Verwaltung und Praxis diskutierten gemeinsam mit Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit über das Thema „Biodiversität in der Stadt“ und analysierten die Vereinbarkeit von Artenschutz und Stadtentwicklung
Die Kaiserschild Lectures sind eine Veranstaltungsreihe der Kaiserschild-Stiftung, die im Rahmen von "Wissen schafft Diskurs" durchgeführt wird - einer Kooperation der Wiener Zeitung mit dem Postgraduate Center der Universität Wien.
Wir bedanken uns herzliche bei den Diskutant*innen Ursula Bittner, Franz Essel und Thomas Madreiter, bei unserer Veranstaltungspartnerin, dem Naturhistorischen Museum Wien, und bei unserer Medienpartnerin, der Wiener Zeitung, für die ausgezeichnete Zusammenarbeit!