Rückblick Arbeitsgruppen: Kaffeekapseln, Big Bags & Recycling
Matthias Ottersböck (Stadt Wien MA 48, Abfallwirtschaft und Stoffstrommanagement) präsentierte Anwendungsgebiete für biologisch abbaubare Kunststoffe und bearbeitete mit seiner Arbeitsgruppe die Frage: "Können (abbaubare) Biokunststoffe zum Schließen von Kreisläufen beitragen?". In den Schlussfolgerungen wurde das Potential insbesondere für die Bereiche Textilien, Öffentliche Beschaffung (Gummigranulat) und Verpackung identifiziert. Zentrale Faktoren seien Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit. Generell großes Potential gäbe es beim Pfandsystem. Es wäre auch wünschenswert, zumindest EU-weit gültige einheitliche Kriterien für Zertifizierungen und Kennzeichnungen zu schaffen.
Andreas Eder (Technischer Direktor bei der Tiszatextil-Gruppe) besprach mit seiner Arbeitsgruppe die mögliche Entwicklung sogenannter "Ein-Punkt Big Bags" für die Industrie, die kompostierbar sein sollten. Die Schlussfolgerungen lauteten, die Produktidee sei noch nicht marktreif, weil die Kosten-Nutzen-Rechnung noch nicht stimme, die Identifikation des richtigen Polymers für die richtige Anwendung Herausforderungen darstellen würde sowie der serielle Herstellprozess noch nicht durchführbar sei.
Christoph Burgstaller (Geschäftsführer und Forschungsleiter beim TCKT Transfercenter für Kunststofftechnik) diskutierte den Case der Entwicklung von Kaffeekapsel aus "bio-basiertem Kunststoff" als Alternative zu Aluminium. Die Arbeitsgruppe kam zu der Schlussfolgerung, es gäbe derzeit noch keinen biologisch abbaubaren Kunststoff, der die Anwendung zufriedenstellend erfülle. Ein besserer "Bio-Kunststoff" oder alternativ ein besseres Recyclingkonzept müsse gefunden werden.
Harald Bleier, Clustermanager bei ecoplus Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, (Ecoplus Kunststoffcluster), diskutierte das Recycling von Kunststoffen. Zu den Schlussfolgerungen zählte die Notwendigkeit der Entwicklung eines Pfandsystems, welches zu Veränderungen beim Produktdesign führen könnte. Das Problem für Pfandsysteme seien die Kosten - bei zu billigen Materialien zahle es sich für die Hersteller nicht aus, zu partizipieren. Generell sei die Kostenfrage die große Herausforderung. Ein signifikanter Faktor seien gesetzliche Rahmenbedingungen, weil derzeit Veränderungen primär über den Preis angestoßen würden (billigere Produktion). R&D und Wirtschaftssysteme seien essentieller Teil der Lösungsansätze.
Resümee & Ergebnisse
In der abschließenden Reflexion des Workshops wurde festgestellt, dass es für die besprochenen Anwendungszusammenhänge tatsächlich noch keine echte Alternative zu „herkömmlichen“ nicht biologisch abbaubaren Kunststoffen gibt. Abbaubare Polymere würden viele Vorteile gegenüber anderen Kunststoffen bieten, seien aber auf Basis ihrer aktuellen Materialeigenschaften auch noch nicht für alle Anwendungen geeignet. Mögliche Einsatzgebiete und Verwendungsarten von „grünen“ Kunststoffen müssten untersucht werden, es bedürfe zu allen besprochenen Aspekten noch sehr viel weiterführende Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Bei den "Biodegradeables" als "fallback Szenario" sei es auch wichtig darauf zu achten, nicht ungewollt weitere Probleme zu produzieren. Zentral sei es vor allem den ganzen Life Cycle der Produkte zu bedenken und aktiv auf nachhaltige, zirkuläre Prozesse hinzuarbeiten. Anstatt von Kunststoffen und "Bio-Kunststoffen" sollte eigentlich über Kohlenstoff oder Kohlenstoffquellen gesprochen werden (- letztlich kämen fossile Polymere auch von der Erde). Der Unterschied in den Ressourcen und Anwendungen von Kohlenstoff sollte sich im Preis spiegeln, dann könnte eine globale Lösung gefunden werden. Ein gemeinsames Committment aller beteiligten Akteure aus lokalen und globalen Perspektiven sei wichtig, ebenso die Etablierung möglichst einheitlicher Rahmenbedingungen (z.B. Zertifizierungen). Es sei wichtig, unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten und langfristige Folgen in Recyclingprozessen genau abzuklären und auch der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Wir danken allen Beteiligten für den produktiven Austausch!