Rückblick zur ersten Kaiserschild Lecture
Am 22.1.2020 fand die erste Kaiserschild Lecture zum Thema „Grünes Plastik zwischen Hype und Realität: Was wir von biologisch abbaubaren Kunststoffen erwarten dürfen“ in den Räumen der Wiener Wirtschaftskammer statt. Die Kaiserschild Lectures sind eine Kooperation zwischen dem Postgraduate Center und der gemeinnützigen Kaiserschild-Stiftung und fördern den Austausch zwischen Studierenden, Forscher*innen und Praktiker*innen aus der Wirtschaft.
Die Veranstaltung wurde von Alexander Biach, dem Direktor Stellvertreter der WKW, eröffnet. Sandra Sonnleitner, Geschäftsführerin der Kaiserschild-Stiftung, und Judith Fritz vom Postgraduate Center begrüßten das Publikum aus Schüler*innen, Studierenden und Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Den Einstieg in das Zukunftsthema bildete eine Keynote von Alexander Bismarck, Universität Wien, und Vasiliki-Maria Archodoulaki, Technische Universität Wien. Die beiden Wissenschafter*innen hoben die Bedeutung des Werkstoffs Kunststoff aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und seiner Langlebigkeit hervor und hinterfragten kritisch, was biologisch abbaubare Varianten im Vergleich zu „herkömmlichem“ Kunststoff leisten können. Während so genanntes Bioplastik großes Potenziel für Anwendungen in der Medizin aufweise, ist es als Verpackungsmaterial mitunter problematischer als nicht-biologisch abbaubare Kunststoffe, die gleichsam kompostier- und recyclebar gemacht werden können. In den Fokus gerieten die Fragen, wie Bio-Kunststoff in vorhandene Recyclingprozesse integriert und wie Kunststoff prinzipiell so lange wie möglich in der Kreislaufwirtschaft gehalten werden kann.
Ein Expertenpanel griff das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven auf – aus der Perspektive des Umweltbundesamts, von Kunststoffproduzenten sowie der Interessenvertretung von Kunststoffverarbeitenden Unternehmen. Die Podiumsdiskussion zwischen Christoph Burgstaller, TCKT Transfercenter für Kunststofftechnik, Florian Kamleitner, ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, Karl Kienzl, Umweltbundesamt, und Gottfried Krapfenbauer-Brandner von AGRANA wurde von Olivera Stajic, Der Standard, moderiert. Zahlreiche Wortmeldungen aus dem engagierten Publikum trugen zu einer facettenreichen Auseinandersetzung über „grünes Plastik“ bei.
Diskutiert wurden unter anderem über die Ökobilanz und daran anknüpfend die Vor- und Nachteile unterschiedlicher (Verpackungs-)Materialien, die Effektivität von bestehenden politischen Vorgaben und Verboten sowie die internationale Dimension von Kunststoffproduktion, -konsum und -entsorgung. Dabei wurde immer wieder auf die (Ohn-)Macht von Konsument*innen fokussiert, nachhaltige Entscheidungen bezüglich Verpackungsmaterialen zu treffen sowie auf die Rolle von medialer Berichterstattung über Plastik.
Im Anschluss wurden die angeregten Gespräche bei cheese & wine fortgesetzt.